Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats Mai 2016
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 49: Schöllkraut (Chelidonium majus)

Die Schwalben sind aus Afrika zurück. Und nun öffnen sich auch die gelben Blüten des Schöllkrauts. Wenn die Pflanze verblüht ist, ziehen die Schwalben zurück nach Afrika. Das hat zwar nichts miteinander zu tun. Doch auf diesen Zufall geht der botanische Name zurück, wird vermutet: „Chelidonium“ soll sich vom griechischen Wort für Schwalbe („chelidon“) ableiten. Das deutsche „Schöllkraut“ ist eine Verballhornung von Chelidonium.

Die antiken Naturforscher sahen noch eine weitere Verbindung des Schöllkrauts mit Schwalben: Dioskurides, ein griechischer Arzt aus dem 1. Jahrhundert, und der römische Gelehrte Plinius der Ältere, ebenfalls aus dem 1. Jahrhundert, berichteten, dass Schwalben ihre erblindeten Jungen mit Schöllkraut-Saft heilten. Der Saft, vermischt mit Honig, galt in der Volksmedizin denn auch als Mittel gegen „Verdunkelung der Augen“.

Schöllkraut ist also eine alte Heilpflanze und hat entsprechend viele volkstümliche Namen, die auf die verschiedenen Verwendungen des bitteren Saftes anspielen, zum Beispiel Warzenkraut, Krätzenkraut, Wulstkraut oder Geschwulstkraut. In der Schweiz gibt es auch den Namen Gelwsucht-Chrut, denn mit Weißwein und Anis genommen, sollte Schöllkraut gegen Gelbsucht helfen können.

Wegen der goldgelben Farbe des Schöllkrautsafts bedienten sich Alchemisten gerne der Pflanze zur Darstellung der „Materia prima“, also des „Urstoffs“, und des „Aurum potabile“. Dieses „Trinkgold“ wurde aus Gold hergestellt und war ein alchemistisches Allheilmittel. Alchemisten deuteten den Namen Chelidonium auch anders: nämlich als „donum coeli“, als „himmlische Gabe“.

Apropos Darstellung: Albrecht Dürer hat Chelidonium geholfen, mit dem er wegen seiner chronischen Malaria mit Milztumor und Leberschwellung behandelt worden war. Zum Dank hat er seinem Arzt ein Bild von der heilkräftigen Pflanze gemalt.

Quellen:

Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“  und verschiedene Internetseiten

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

Alle Heilpflanzen des Monats

Schoellkraut

Gelbe Blüten des Schöllkrauts. Auch der Saft der Pflanze ist goldgelb. Er ist ätzend und stark hautreizend. In der Volksmedizin schwört man dennoch auf ihn als Mittel gegen Warzen und Hühneraugen. Mehrere Tage soll der native Schöllkrautsaft oder eine Salbe daraus auf die Warze aufgetragen werden. Das soll sie ganz zum Verschwinden bringen.
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